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Automobilindustrie und IoT

IoT-Technologien in der Automobilindustrie: Interview mit Michael Vogt, Continental

In unserem heutigen Interview sprechen wir mit Michael Vogt, Head of Hydraulic Brake Systems (HBS) RnD Quality & Strategy bei der Continental AG darüber, welche Chancen und Herausforderungen sich in der Automobilindustrie durch moderne IoT-Technologien ergeben.

Record Evolution: Herr Vogt, Sie sind seit vielen Jahren in Automotive tätig und haben das Wachstum von IoT hautnah miterlebt. Welchen besonderen Herausforderungen stehen Teams Ihrer Erfahrung nach am häufigsten gegenüber?

MV: Viele Jahre ist gut, im Oktober werden es 35, und Veränderungen gab es immer. Gepaart mit offenen Kollegen, die „im Neuen“ eine Herausforderung sahen und mitwirkten und wiederum andere, die dem „Change“ entgegenhielten, weil ja alles funktioniert und sowieso besser ist.

Aber die Welt wird auch komplexer, so auch das ganze Szenario des IoT. Es wird sehr viel schwieriger, Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen — der Mensch kennt sich nicht damit aus, es wird unangenehm, also mag er es nicht. Allein die Sprache mit all ihren Abkürzungen und Fachbegriffen ist für Laien ein Desaster.

Die enorme Geschwindigkeit, mit der die ganze Entwicklung vonstatten geht, trägt auch nicht gerade positiv zum Verständnis bei.

Record Evolution: Denken Sie, neue Arbeitsweisen und -prozesse durch IoT und Data Science machen es notwendig, dass auch Ihre Kunden eine neue Sicht der Dinge bekommen und mit einem anderen Mindset an Projekte herangehen?

MV: Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Kunden diesbezüglich schon Volldampf unterwegs sind.

Sie müssen immer schneller entwickeln. Und dieses noch bei einem erheblich größeren Entwicklungsaufwand.

Die Entwicklungszeiten werden ständig reduziert und die Anzahl der hergestellten Prototypen Phasen regelmäßig gekürzt. Gegenläufig kommen noch weitere Anforderungen vom Gesetzgeber, die den Entwicklungsaufwand enorm erhöhen. Denken sie z.B. nur an die ganzen neuen Umweltrichtlinien. Sie müssen also immer schneller entwickeln, und dieses noch bei einem erheblich größeren Entwicklungsaufwand.

Parallel berichten die Medien häufig genug über Zusammenschlüsse zwischen großen Automobilherstellern und großen IoT-Plattformen wie Google und Co.

Das vernetzte Fahrzeug, Industrie 4.0, Smart Home und vieles mehr sind doch eigentlich nur Beispiele dieser neuen Welt, aber alles basiert auf der Tatsache der Vernetzung (Daten sind alle verfügbar) und dem Einsatz der künstlichen Intelligenz.

Record Evolution: Wie schätzen Sie das Zukunftspotential von IoT-Themen in der Automobilbranche und speziell für Automobil Zulieferer ein? Können Unternehmen überhaupt langfristig wettbewerbsfähig bleiben, wenn Sie nicht in IoT-Projekte investieren?

MV: Anknüpfend an vorherige Frage und der aufgezeigten Verkürzung der Entwicklungszeit, bittet IoT natürlich die Möglichkeit hier gegen zu steuern und mehr Informationen in kürzerer Zeit zu sammeln als es bisher möglich war.

„Wissen“ wird immer wichtiger und bildet die Basis für jede Entscheidung oder Ausrichtung für die Zukunft. Was zählt ist die Quantität, die Qualität der Informationen und dazu noch in welcher Zeit. Alles Faktoren, die nur mittels IoT zu bewältigen sind.

Record Evolution: Sie setzen derzeit die Record Evolution IoT & KI Plattform für die IoT-Entwicklung in einem Ihrer Projekte ein. Welche Rolle spielt die IoT-Plattform in der teamübergreifenden Zusammenarbeit in Ihrem Projekt?

MV: Wie schon erwähnt, ist die Verfügbarkeit von Daten extrem wichtig. Um diese besser nutzbar zu machen, haben wir mit Record Evolution diese Plattform aufgesetzt. Unser Projekt zeigt an einem sehr kleinen Beispiel auf, was man damit machen kann. Auf Basis dieser Daten hat uns die KI schon neue Zusammenhänge und Wertigkeiten einzelner Signale aufgezeigt.

Auch sind für uns mittlerweile Signale interessant, die wir vorher so nicht einbezogen haben, da sie von Sensoren kommen die z.B. neu sind oder nur für andere Fahrzeugfunktionen verwendet wurden.

Hier haben wir gesehen, dass natürlich nicht nur wir an weiteren Daten interessiert sind, sondern auch unsere Kollegen aus anderen Geschäftsbereichen an unseren.

Record Evolution: Sie sind Spezialist im Bereich der Bremsenentwicklung. Welche speziellen Herausforderungen sehen Sie in der Zukunft: Wie entwickeln sich Bremsen weiter und welche Rolle spielen hier das Internet der Dinge und Künstliche Intelligenz?

MV: Speziell der Bereich Radbremse, in dem ich tätig bin, wird zukünftig weiter existieren, wenn auch mit anderen Anforderungen und unter anderen Umständen. Die ganze Industrie ist in einer Transformation, so auch die Autowelt.

Aber egal was passiert, die Reibbremse im Einsatz zur Fahrzeugverzögerung und dem Stillstandsmanagement (Parken) wird selbst bei hochentwickelten autonomen Elektrofahrzeugen ihre Daseinsberechtigung finden, wenn auch in einzelnen Segmenten nur für die Notfallszenarien. Auf jeden Fall werden dann weiterhin Zuverlässigkeit und Wirkungsgrad zählen.

Für den Menschen ist es nicht möglich, Daten ohne die Unterstützung der vernetzten Datenwelt und der KI zur Auswertung zu nutzen.

Das Einsatzgebiet wird sich verändern und unsere Produkte werden darauf angepasst werden müssen. Hierzu die richtigen Informationen zur Auslegung zu bekommen und das Produkt an die Zukunft anzupassen wird auf riesigen Datensammlungen und deren Auswertung basieren. Für den Menschen ist es nicht möglich, Daten ohne die Unterstützung der vernetzten Datenwelt und der KI zur Auswertung zu nutzen.

Eine Vielzahl der Fahrzeuge werden evtl. ja nicht mehr im persönlichen Besitz sein. Wartungen und Verfügbarkeit müssen durch entsprechende Überwachungssysteme verfolgt und eingeplant werden. Alles Themen, die ohne IoT und KI nicht mehr denkbar sind.

Wir werden sehen — es bleibt höchst interessant.

Record Evolution: Welchen Tipp würden Sie unseren Leser*innen geben, die sich bisher nicht an IoT-Projekte herangewagt haben?

MV: Überlegen Sie sich, wo Ihre größten Probleme liegen, die Sie gerne lösen möchten, aber nicht wissen wie. Gibt es evtl. sogar viele Informationen und Daten, die Auskunft darüber liefern könnten? Es gibt aber keine Sammelstelle dieser Informationen.

Sobald der Punkt bezgl. der möglichen, zur Verfügung stehenden Daten, klar ist, explodieren die innovativen Ideen, was man damit alles machen kann…

Record Evolution: Wir danken Ihnen für das spannende Interview!